Ruhrorter Straße
Etwa im Zuge der heutigen Oberbürgermeister-Lehr-Brücke über die Ruhr befand sich seit 1864 die sogenannte Haniel-Brücke. Die um 1878 Chaussee von Duisburg genannte Straße führte dann über die Kaiserbrücke, die den Kaiserhafen überquerte, und an den Kohlenmagazinen des Schleusenhafens vorbei über die Krimbrücke, die die Zufahrt zum Nord- und Südhafen überspannte, und dann in einem großen Bogen als „Chaussee von Ruhrort“ auf die Hafenstraße zu.
Die Umgestaltung der Hafenanlagen nach der Vereinigung der städtischen Duisburger und der staatlichen Ruhrorter Häfen zu einer „Interessen- und Betriebsgemeinschaft“ im Jahre 1905 machte auch die Notwendigkeit einer schnelleren Verbindung zwischen Duisburg und Ruhrort erforderlich. Durch die Einbeziehung der sog. Insel in das Ruhrorter Stadtgebiet und die Zuschüttung des Schleusenhafens war es möglich, eine Begradigung der Strecke zu erreichen und die neue Straßenverbindung über die Häfen und die Insel Ruhrort zuzuführen und damit eine Verkürzung des Weges von Duisburg nach Ruhrort um 700 Meter zu erreichen.
Am 7. April 1910 erhielt die Straße „von der Schwanentorbrücke in Alt-Duisburg bis zur Hafenstraße in Duisburg-Ruhrort“ durchgehend den Namen „Ruhrorter Straße“. Die neue 570 Meter lange Straßenbrücke über die Ruhr und einen Teil der Hafenbecken, die an die Stelle der alten Hanielbrücke trat, wurde am 12. Mai 1907 dem Verkehr übergeben. Den Klappmechanismen der Brücke wurde besondere Aufmerksamkeit gezollt, weil sie die zur Zeit größten elektrisch betriebenen Bauwerke ihrer Art in Europa waren. Zu Ehren des am 30. Juni 1914 in den Ruhrstand getretenen Oberbürgermeisters Karl-Lehr, der die Geschicke Duisburgs von 1879 an geleitet hatte, wurde der Brückenzug über Ruhr und Hafenkanal am 26. Juni 1914 Oberbürgermeister-Lehr-Brücke genannt.
Nach der Zerstörung der Brücke im Zweiten Weltkrieg wurde zur Wiederherstellung des ersten, über die Ruhr verlaufenden Teils ein Bogenstück der alten, ebenfalls zerstörten Kölner Hohenzollern-Rheinbrücke verwendet. Der Brückenzug war 1948/49 mit größerer Fahrbahnbreite vollständig neu erbaut worden. Auf bewegliche Brückenteile konnte verzichtet werden, weil Schleppkähne mit hohen Masten und großen Aufbauten nicht mehr verkehren.
Eingangstor zum Stadtteil Ruhrort ist das 1922-1924 als Verwaltungsgebäude entstandene Tausendfensterhaus, das – benannt nach seiner fensterreichen Fassade – zu den stadtbildprägenden Baudenkmalen Ruhrorts gehört. Nach verschiedenen Nutzungen und langem Leerstand wurde es 1993 durch die „Haus Ruhrort Gesellschaft“, gebildet aus der städtischen Wohnungsgesellschaft Gebag und der Fa. Haniel, erworben, umgebaut und modernisiert.
Der Name der 1371 gegründeten Siedlung, Freiheit und Stadt Ruhrort, die 1905 mit Duisburg vereinigt wurde, ist nicht als „Ort“ (= Ansiedlung) aufzufassen, sondern auf Grund der frühesten Anlage in freier Übersetzung des Wortteiles Ort (Oort = Spitze,) als „Landspitze an der Ruhr“ zu deuten.
Quelle: www.duisburgweb.de